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Häusliche Zahnvorsorge für Pflegebedürftige

Ich putze meiner Mutter die Zähne! Ein Erfahrungsbericht

Petra Steinhäuser* (54) aus Velbert steht als IT-Beraterin voll im Berufsleben. Früher hat sie sich neben dem Beruf um Ihre beiden Kinder gekümmert. Seit nunmehr acht Monaten steht sie vor einer neuen Herausforderung: Sie hat ihre demente Mutter zu sich genommen, um sie zu Hause zu pflegen. Seit dieser Zeit hat sie eine Menge in Sachen häuslicher Pflege dazugelernt. Vor allem die Zahnpflege war anfangs ganz schön knifflig. Inzwischen ist sie aber ein richtiger Profi – auch dank der vielen Pflegetipps von ihrem Zahnarzt! Hier ihre Empfehlungen für alle Familienangehörigen, die zu Hause ältere Menschen pflegen:

  • Da meine Mutter nicht mehr so gut sieht und auch nicht mehr so gut greifen kann, war mir rasch klar, dass ich ihr bei der Zahnpflege helfen muss. Ich habe mir dann erst einmal genauer angesehen, wie es mit ihren Zähnen aussieht. Meine Mutter hat noch eigene Zähne und eine Brücke, aber auch eine herausnehmbare Zahnprothese. Die bedarf natürlich einer speziellen Pflege.
  • Am Anfang habe ich meiner Mutter für das Zähneputzen eine Seniorenzahnbürste gekauft, das sind Bürsten mit extra dickem Griff, der auch älteren Menschen eine sichere Handhabung erlaubt. Eine elektrische Zahnbürste wäre auch geeignet gewesen, aber damit konnte ich meiner Mutter nicht kommen. Inzwischen putze ich regelmäßig nach, weil sie das selbst so gründlich gar nicht mehr kann.
  • Für die Reinigung der Zahnzwischenräume verwende ich Zahnseide. Dafür gibt es Hilfsmittel, die die Zahnseide auffädeln und die Handhabung erleichtern. Für größere Zahnzwischenräume habe ich es auch einmal mit speziellen Zahnzwischenraumbürstchen versucht. Das geht auch sehr gut. Ich habe mich vorher von meinem Zahnarzt wegen der verschiedenen Größen beraten lassen.

* Name von der Red. geändert.

Bild Startseite und diese Seite: istockphoto / Abel Mitja Varela

Wenden Sie sich an den Zahnarzt!

Der Zahnarzt Ihres Vertrauens hilft Ihnen auch bei der Zahnvorsorge für Ihre pflegebedürftigen Angehörigen gerne weiter:

• Er kennt viele Pflegetipps – speziell auch für die häusliche Pflege.
• Er weiß, in welchen Abständen eine Untersuchung notwendig ist.
• Er kontrolliert und repariert den Zahnersatz.
• Er macht Hausbesuche, wenn der Patient nicht in die Praxis kommen kann.

Unbedingt auf das Zahnfleisch achten!

Bei diesen Symptomen sollten Sie sich dringend an den Zahnarzt wenden:

Druckstellen durch Zahnprothesen

Blutungen des Zahnfleischs

Schwellungen oder Berührungsempfindlichkeit des Zahnfleischs

Nicht abheilende Risse oder Wunden im Mund

Verfärbungen an Zähnen oder Schleimhäuten

Schmerzen im Mundraum

Beschädigte oder schlecht sitzende Prothesen

  • Anfangs war es mir nicht so angenehm, mit den Händen in den Mund meiner Mutter zu gehen. Dann hat mir mein Zahnarzt den Tipp gegeben, Einmalhandschuhe zu verwenden. Die erleichtern mir die Pflege sehr.
  • Die Zahnprothese muss ich natürlich zur Pflege herausnehmen. Mein Zahnarzt hat mir auch hier sehr weitergeholfen. Die Prothese muss nach jeder Mahlzeit gereinigt werden und zwar am besten im Waschbecken über einer weichen Unterlage, damit sie nicht beschädigt wird, wenn sie mir mal herunterfällt.
  • Für die Reinigung der Zahnprothese benutze ich eine weiche Zahnbürste oder eine spezielle Prothesenbürste. Auf keinen Fall verwende ich normale Zahnpasta. Die kann auf Dauer die Oberfläche anrauen. Ich nehme lieber ein spezielles mildes Reinigungsmittel. Das kann man in der Drogerie oder Apotheke kaufen. Nach der Reinigung spüle ich die Prothese immer gründlich ab.
  • Und was ich auch lernen musste: Viel hilft nicht viel. Die Haftcreme daher sparsam dosieren, das hält viel besser. Man kann eben nicht immer nach der Fernsehwerbung gehen.
  • Gaumen, Zunge und Kieferkämme reinige ich sanft mit einer weichen Zahnbürste.
  • Ich schaue immer besonders auf das Zahnfleisch. Wenn es mal blutet und die Beschwerden auch durch Mundspülungen nicht weggehen, rufe ich sofort in der Zahnarztpraxis an. Ich kann ja mit meiner Mutter noch in die Praxis kommen. Mein Zahnarzt hat mir aber auch schon angeboten, bei Bedarf Hausbesuche zu machen.
  • Etwas ganz Wichtiges hätte ich fast vergessen: Ich achte immer sehr darauf, dass meine Mutter ausreichend trinkt. Das ist nicht nur für die Gesundheit im Allgemeinen gut, sondern auch für Mund und Zähne wichtig. Trinkt man nicht genug, verringert das den Speichelfluss und verursacht Mundtrockenheit. Die Mundtrockenheit behindert die Selbstreinigung der Zähne, das hat mir mein Zahnarzt genau erklärt.

(rh/stk/sk)
   

Pflegebedürftige benötigen Unterstützung bei der Zahnpflege

Die besondere Situation pflegebedürftiger Angehöriger hat auch Auswirkungen auf die Zahn- und Mundhygiene.

  • Pflegebedürftige ältere Menschen haben oft eine eingeschränkte motorische Geschicklichkeit. Deshalb fällt es ihnen deutlich schwerer, ihre Zähne selbstständig zu reinigen.
  • Sie nehmen häufig Erkrankungen nicht oder erst zu spät wahr oder teilen sie nicht mit. Das gilt auch für Beschwerden im Mundbereich wie Druckbeschwerden durch schlecht sitzenden Zahnersatz.
  • Eine Verminderung der Sehkraft und Einschränkungen des Geruchs- und Geschmackssinns können hygienische Defizite verursachen.
  • Allgemeinerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus oder eine große Anzahl eingenommener Medikamente können die Mundgesundheit deutlich beeinträchtigen. Diabetes kann eine Zahnfleischentzündung oder eine Parodontitis fördern und umgekehrt, Medikamenteneinnahme führt häufig zu verringertem Speichelfluss und Mundtrockenheit.

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